Dr. Roland Forster

Kurz & Bündig

online-meeting: alles anders?

Nein, nicht alles, aber es gibt doch deutliche Unterschiede zu einem 'normalen' Meeting, also der gewohnten Präsenzform.

Übergeordnetes Ziel ist immer: eine Gruppe von Menschen versucht möglichst erfolgreich miteinander zu kommunizieren. Dieses Miteinander ist von zehn Teilnehmenden, die an einem Tisch sitzen, gut zu realisieren. Wenn aber diese 10 Personen in briefmarkengroßen Portraitaufnahmen auf einem Bildschirm versammelt sind, wird es deutlich komplizierter, ein Gruppengefühl aufzubauen. Auch aus diesem Grund sollte man als Verantwortliche/r möglichst groß denken und so etwas wie eine Gesprächskultur neu und anders etablieren. Dazu gehört auch, keine Scheu zu haben vor einer Festlegung von Gesprächsregeln.

Die Technik spielt eine wichtige Rolle bei online-meetings. Die Ausleuchtung muss stimmen. Der Blickkontakt hat eine große Bedeutung, ist er doch bei uns kulturell verankert. Dazu gehört, möglichst selten wegzusehen. Notfalls kann man ankündigen, dass man mitschreiben will; dann versteht jeder, warum der Augenkontakt immer wieder abreißt, und akzeptiert das auch.

Zu den Aufgaben der Gesprächsleitung gehört, die Wortmeldungen zu verteilen. Die winzigen Händchen, die bei Zoom etwa dafür vorgesehen sind, werden oft nicht wahrgenommen; stattdessen wedeln Mitarbeiter mit der Hand vor ihrer Kamera herum oder zeigen auf wie in der Schule. Auch diese Form der Mitwirkung kann man absprechen, bis hin zum Einsatz eher radikaler Mittel: den Teilnehmern wird das Micro erst freigegeben, wenn sie an der Reihe sind und sich vorher gemeldet haben. Für mich persönlich kommt das allerdings fast einer Entmündigung gleich.

Zu reagieren ist auch darauf, dass Interesse und Zuhörspannung im online-meeting schneller nachlassen, wenn andere nicht mehr als 'Gesamtkunstwerk' wahrgenommen werden - deutlicher formuliert: es wird schneller langweilig. Ausstrahlung, Körperspannung, Verhalten im Raum, Ausbalancieren von Nähe und Distanz, darüber fehlen plötzlich die gewohnten Informationen. Also sollte man die Wahrnehmung anders organisieren und durch Sprache stützen.

Hier erhält die Metakommunikation eine große Bedeutung (vgl. Text "Sagen Sie, was Sie gleich sagen werden…" in "Kurz & bündig"). Teilnehmende sollten ihrer eigentlichen Äußerung vorschalten, was sie gleich tun wollen, wozu ihre Äußerung gehört oder wie sie verstanden werden wollen.

"Ich beziehe mich auf den Beitrag von X." - "Meinen Vorredner möchte ich mit einem Beispiel aus der Praxis unterstützen." - "Wir haben doch ganz am Anfang von Y gesprochen, da will ich Folgendes ergänzen."

Solche Äußerungen können auch mitten in die Beiträge gesetzt werden, um Zusammenhänge herzustellen und jederzeit einen Überblick zu ermöglichen. Die Gesprächsleitung ihrerseits steuert mit solchen metakommunikativen Elementen den Gesamtprozess.

Fazit: Ein online-meeting verläuft durchaus nach besonderen Regeln, Ziel bleibt aber wie in der Präsenzform: Menschen sprechen miteinander.
 

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